Naturschutz

Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten wurden die umfänglichen Grenzsperraufbauten auf dem DDR-Territorium überflüssig. Nach deren Abbau eröffnete sich auf dem Geländestreifen entlang der Grenzlinie eine bis dahin einmalige Situation. Geordneter Arten- und Naturschutz konnte betrieben werden. Bereits Mitte der 1990er Jahre wurden diesbezüglich mehrere Positionspapiere durch Familie Erhard in Umlauf gebracht.

Artenschutz-, Forschungs- und Fledermauszentrum Bad Colberg

Im Jahr 2003 konnte die, dem Verfall überlassene Grenzturmruine bei Bad Colberg gekauft werden. Hier wollte die Familie Elke, Andreas und Manuel Erhard ein leuchtendes Beispiel des gelebten Bürgerengagements geben.

Baugleiche, zumeist denkmalgeschützte Grenztürme, die entlang der innerdeutschen Grenze stehen geblieben sind, werden nicht selten dem Vandalismus ausgesetzt und sind in der Folgezeit als Vogelturm oder Fledermausturm dem Verfall geweiht. Hier könnte im Sinne eines qualitativen Arten- und Naturschutzes wertvolle Arbeit geleistet werden. Nach weitreichenden Sanierungsarbeiten ist das denkmalgeschützte Bauwerk der Teilungsgeschichte nahe der einstigen Ortschaft Billmuthausen heute ein Artenschutz-, Forschungs- und Fledermauszentrum mit bundesweitem Modelcharakter.

Frühere Führungsstelle bei Bad Colberg

 

Bei der Ausgestaltung des Innenbereiches des Turmes wurden zahlreiche natürliche Nisthilfen eingebracht. Hierzu zählen ausgehöhlte Baumstümpfe und Wurzelgeflechte für Höhlenbrüter als auch Halbhöhlenbrüter. Auch Kieselsteinschüttungen und Schüttungen aus gehäckselter Rinde wurden angelegt und sind durch gesonderte Einflugmöglichkeiten für die Tiere auffindbar. Eine ganzes Seitenteil des Turmes konnte mittels einbringen bereits verbauten Pressplatten als Fledermausquartier gestaltet werden. Auf dem begehbaren Dach ist eine Plattform aus Geflecht für Freibrüter wie z.B. dem Weißstorch vorgesehen.

               Fledermauseinflug, Lüftungsöffnung des Turmes

 

Gerade für Kleinstinsekten wie Wildbienen, Nachtfalter und Flugkäfer sind die zahlreichen Holzscheidstämme mit hohem Todholzanteil in allen Turmetagen integriert worden. In den Folgejahren wurde der Grenzturm mit einer Energieversorgung ausgestattet. Es können seit dieser Zeit Naturschutz- sowie artenschutzspezifische Forschungen durchgeführt werden, eigens installierte Möglichkeiten für Wildtierkameras, diese befinden sich in allen Etagen des Turmes ermöglichen Langzeitbeobachtungen in jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung.

Hautflügler bei der Brutpflege in einem
Versorgungsschacht des Turmes