Museum- und Denkmalschutzbestrebungen
Im Jahr 1999 entdeckte die unterfränkische Familie Elke, Andreas und Manuel Erhard eher zufällig die, dem Verfall überlassenen Reste der früheren DDR-Grenzbefestigung bei Behrungen in Thüringen. Zu diesen Baulichkeiten gehörte ein ehemaliger Wachturm, dieser wurde bis 1990 von den DDR-Grenzsoldaten militärisch genutzt. Auch Fragmente der Zaunsperren sowie diverse militärische Fahrwege fanden sich noch im Areal.
Nach kurzer Überlegung wurde der Grenzturm einschließlich Umland von Familie Erhard erworben. Innerhalb einer ca. einjährigen Gestaltungsphase wurde nun der Turm sprichwörtlich durch private Hand an Wochenenden sowie Urlaubs- und freien Tagen komplett renoviert. Mehrere tausend Arbeitsstunden mussten hierfür aufgewandt werden. Auch die finanziellen Aufwendungen konnten aus eigenen Mitteln bestritten werden. Steuergelder in Form von Subventionen oder Förderleistungen des Landes, Bundes oder Europa wurden nicht in Anspruch genommen. In den weiteren Monaten erfolgte noch der Kauf von Resten des ehemaligen Grenzsignal- und Sperrzaunes sowie der früheren DDR-Staatsgrenze. Auch diese Fragmente der ehemaligen DDR-Grenzanlage konnten in privater Regie in den Originalzustand zurückversetzt werden. Ein Teil der bayerischen Landesgrenze mit Informationspunkt und Grenzmarkierungen vervollständigen das Ensemble.
Es eröffnete sich nun den privaten Initiatoren das Gesamtbild der kompletten Grenzstaffelung der früheren DDR. Somit wurde das Areal als „Mahnmal deutsch-deutscher Geschichte“ bei Behrungen gewidmet.
Im Jahr 2003 ergab sich die einmalige Situation des Zusammenschlusses mit weiteren Grenzrelikten auf dem bayerischen Gebiet. Hier im bayerischen Ort Rappershausen ist eine frühere, amtliche Grenzinformationsstelle sowie ein Aussichtsturm für den „Blick nach Drüben in die Zone“ erhalten geblieben. Im Rahmen einer Gründungsurkunde schlossen sich nunmehr die auf westlichen und östlichen Territorium stehenden Grenzanlagen zum Deutsch-deutschen Freilandmuseum zusammen. Ideelle Partner sind seither, die Initiatoren (Familie Erhard), der Bundesgrenzschutz, die bayerische und thüringische Landespolizei, der Landkreis Schmalkalden-Meiningen, das Deutsche Kuratorium zur Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur e.V. sowie die Gemeinden Behrungen und Berkach in Thüringen und Rappershausen in Bayern. Die Schirmherrschaft liegt beim Thüringer Kultusminister a.D. Herrn Dr. Michael Krapp. Auch für die Realisierung des Deutsch-deutschen Freilandmuseums wurden keine Steuergelder in Anspruch genommen.
In den weiteren Jahren erwarb und renovierte Familie Erhard zahlreiche Baulichkeiten der deutsch-deutschen Teilungsgeschichte. Hierzu zählen neben baulichen oberirdischen Relikten wie z.B. Grenztürme, Bunker oder Zaunanlagen auch unterirdische Objekte. Das Zusammenwirken von praktischen Naturschutz mit umfänglichen Denkmalschutzbestrebungen steht hier im Fokus der Tätigkeiten. Umfängliche Zeitzeugenbefragungen und Feldforschungen ergänzen den Spannungsbogen dieser wissenschaftlichen Bestrebungen zur jüngeren deutschen Geschichte.
Besonderes ist hierbei die Idee, Ausarbeitung und Widmung der „Erlebnisstraße der deutschen Einheit“ zu werten. Die einst geteilten Regionen auf Ost- und Westterritorium werden im Rahmen dieser touristischen Straße der Mahnung und des Gedenkens verbunden, so dass zusammenwächst was zusammen gehört.
Die zahlreichen Projekte und Initiativen zur gelebten Einheit des Landes und dem zeithistorischen Vermächtnis der Teilungsgeschichte sind aussagefähige Beispiele des gelebten Bürgerengagements.
Gemeinnütziger Träger aller Projekte ist das Deutsche Kuratorium zur Förderung von Wissenschaft, Bildung und Kultur e.V.